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Wien, am 16. Juni 2010
Sehr geehrter Herr Staatssekretär Ostermayer,
morgen, am Donnerstag 17. Juni 2010, soll im Nationalrat das neue ORF-Gesetz verabschiedet werden. So wie viele andere Menschen aus der Medien- und PR-Branche bestürzen auch mich die geplanten
Einschränkungen im Online-Bereich, die unter anderem auf eine Abschaffung des IT- und Netzpolitik-Portals ORF Futurezone hinauslaufen. Die zahlreichen Argumente, die dagegen sprechen, sind Ihnen
sicher bekannt. Ich möchte sie hier nicht wiederholen, nur darauf hinweisen, dass aus meiner bescheidenen Sicht die Vereinbarung zwischen ORF und VÖZ eine Form des Protektionismus darstellt, der
nicht im Sinne zukunftsfähiger öffentlich-rechtlicher Online-Angebote des ORF agiert. Und ein solches war, ist und bleibt hoffentlich die Futurezone.
Dazu kommt, wie ich den Medien entnehme, dass die Verhandlungen unter Ausschluss aller direkt betroffenen RedakteurInnen und Fachleute gelaufen sind. Das ist entmutigend und zeugt von einer nicht
gerade fairen Haltung gegenüber jenen, die tagtäglich unter Beweis stellen, dass sie ihr mitunter aufreibendes journalistisches Geschäft verstehen.
Medienpolitik ist gewiss komplex. Sie ist aber auch zu wichtig, dass sie hinter verschlossenen Türen ausverhandelt wird. Warum wird dazu nicht ein Hearing oder ein offener Mediengipfel anberaumt,
bei dem auch die Stimmen der engagierten, fachkundigen und kritischen Öffentlichkeit gehört werden? Folgende Fragen könnten dabei zur Diskussion stehen:
In welcher Medienlandschaft wollen Sie leben, Herr Medienstaatssekrteär?
Ich ersuche Sie, Ihre Entscheidung bezüglich ORF-Gesetz neu zu überdenken und das Weiterbestehen der ORF Futurezone sicherzustellen.
Mit freundlichen Grüßen,
Beate Firlinger, freie Journalistin Wien
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michaela (Mittwoch, 16 Juni 2010 16:21)
die idee für ein hearing möchte ich hiermit ausdrücklich unterstützen. hierzulande wird einfach zu viel zu viel hinter verschlossenen türen ausgemacht.
Martin Ladstätter (Mittwoch, 16 Juni 2010 16:40)
Guter Artikel. Das Problem ist, dass es natürlich ein Hearing gab - siehe http://www.bizeps.or.at/news.php?nr=11209 - aber solche Themen natürlich nicht besprochen wurden.
diefirlinger (Donnerstag, 17 Juni 2010 10:17)
@Michaela ja, da hast du vollkommen recht! Insbesondere in der Medienpolitik wird so getan, als ginge das BürgerInnen eigentlich nix an. In anderen Bereichen, zB. Umwelt, gibts zumindest ansatzweise Mitsprachemöglichkeiten und Parteienstellung.
@Martin Ich gestehe, das Hearing hab ich zwar schon, aber nur am Rande verfolgt. Was ich gut fände, wäre eine noch viel breitere öffentliche Debatte, mit visonären Zugängen zu Frage, wie unsere Medien aussehen sollen und können. Aber da bin ich vielleicht zu idealitisch ...